Füllstand im Auge behalten
Moderne Dieselfahrzeuge brauchen AdBlue, eine flüssige Harnstofflösung, um die Umweltschutzbestimmungen zu erfüllen. Weil der AdBlue-Verbrauch bei etwa drei bis fünf Prozent des Kraftstoffverbrauchs liegt, wird ein Auffüllen des entsprechenden Tanks je nach Abstimmung des Abgassystems und den Einsatzbedingungen etwa alle 5.000 bis 15.000 Kilometer notwendig. „Wird ein entsprechender Warnhinweis ab etwa 2.500 Kilometer Restreichweite missachtet und nicht rechtzeitig nachgefüllt, erlaubt die Motorsteuerung bei vollständig erschöpftem AdBlue-Vorrat keinen Neustart des Motors“, skizziert Jürgen Lebherz von TÜV SÜD die Technik. Diese Maßnahme ist zur Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften des Abgasverhaltens notwendig. Diese Technik wird SCR (Selective Catalytic Reduction) genannt, welche die Emission des schädlichen Abgasbestandteiles Stickoxid deutlich reduziert.
Dabei kann die Nachfüllaktion unnötig teuer werden. „Da viele Tankstellen für Pkw keine Zapfsäulen mit AdBlue haben, müssen Autofahrer dort Kanister kaufen und ein Mehrfaches des Preises zahlen, der an Zapfsäulen aufgerufen wird“, gibt der Fachmann zu bedenken. Zum Vergleich: Der Zapfpreis für Lkw liegt pro Liter je nach Tankstelle zwischen 50 und 60 Cent. Sparen lässt es sich auch im Supermarkt. Inzwischen findet man den Harnstoff als Aktionsware bei Discountern – dann häufig schon für unter einen Euro pro Liter. Qualitative Bedenken müssen einen dabei nicht plagen. „Wie für Kraftstoff gibt es ein enges Normengeflecht hinsichtlich der Eigenschaften“, beruhigt der TÜV SÜD-Fachmann.
Die Vorratsbildung macht darüber hinaus bei längeren Auslandsreisen Sinn. In Deutschland gibt es derzeit etwa 500 Tankstellen mit AdBlue-Zapfsäulen, in Frankreich rund 150, zweistellig wird es in der Schweiz, Belgien oder Spanien und ob der Tankstellenshop im fernen Süden überhaupt Kanister mit AdBlue vorhält, kann man aus der Ferne kaum recherchieren.
„Ein Nachfüllen in Eigenarbeit stellt kein Problem dar“, schildert Lebherz seine Erfahrungen. Wo der AdBlue-Tank sich befindet, weist das Autohandbuch aus. Ältere Fahrzeuge mit der SCR-Technik hatten den Einfüllstutzen zumeist im Kofferraum. Inzwischen befindet sich der Tankstutzen bei neueren Fahrzeugen in der Regel gut erreichbar neben dem Kraftstoffeinfüllstutzen.
Aber Achtung: Wer AdBlue aus einem Kanister nachfüllt, sollte dabei auf Sauberkeit achten. Schon leichte Verschmutzungen des Tankinhaltes können die Abgasreinigung schädigen. Kauft man AdBlue nicht an der Tankstelle, sondern günstig in größeren Gebinden in einem Baumarkt oder im Internet, sollte man unbedingt auf Qualitätsprodukte achten. Die weisen das offizielle AdBlue-Logo aus. Die entsprechenden Qualitätssiegel vergibt der Verband der Automobilindustrie (VDA). „Wer einen nicht vom Autohersteller freigegebenen Ersatzstoff verwendet, kann im schlimmsten Fall seine Garantieansprüche gegenüber dem Autohersteller verlieren“, gibt Lebherz zu bedenken.
Ausschlaggebend ist die Norm ISO 22241, sie ersetzt die ursprüngliche deutsche Norm DIN 70070 und regelt Qualität, Lagerung sowie Handhabung. Üblicherweise sind Kanister und Zapfsäulen mit dieser Norm gekennzeichnet. „AdBlue ist nicht giftig, kann aber auf Augen, Haut und Atemwege reizend wirken“, warnt der TÜV SÜD-Fachmann: „Bei Hautkontakt sollte man die Flüssigkeit mit viel Wasser abspülen.“ Vorsicht ist zudem angebracht, weil der Harnstoff korrosiv auf Stahl, Eisen, Nickel und Buntmetalle wirkt. Lacke und Kunststoffe können ebenfalls bei längerer Einwirkung von AdBlue geschädigt werden. Daher sollten Verschmutzungen alsbald mit viel Wasser abgewaschen werden.